Nachdem wir beinahe ein Jahr auf den Kanaren in unserem Camper gelebt haben, hatten wir so richtig Lust auf ein neues Abenteuer außerhalb europäischer Grenzen. Corona hat auch Anfang 2022 ganz Europa weiterhin im Griff, sodass die Auswahl noch immer eingeschränkt und die Reise per Landweg nach Asien nach wie vor nicht möglich war.
Aus diesem Grunde entschieden wir uns für das „Corona liberale“ Mexiko. Es ist ein großes Land indem wir viel entdecken werden. Ein Visum brauchst Du für Mexiko nicht. Deutsche Touristen erhalten meist eine Aufenthaltsgenehmigung für ein halbes Jahr.
Im folgenden erfährst Du, wie und von wo wir nach Mittelamerika verschifft haben, was Du bei Deiner eigenen Verschiffung beachten solltest und wie sich der genaue Ablauf gestaltet.
Das Reisebüro für Deinen Camper
Eine Reisebüro kennt jeder, aber ein spezialisiertes „Auto-Reisebüro“ ist angesagt, wenn Du Deine Reise, wie wir, hinter dem Atlantik im Camper fortsetzen möchtest.
Wir haben nicht sehr lange im Internet recherchiert, sondern uns einfach aus dem Bauch heraus für „Caravan Shippers“ mit Sitz in Hamburg entschieden. Es gibt noch weitere Anbieter mit unterschiedlichen Reisezielen und sicherlich auch unterschiedlichen Preisen, sowie möglicherweise auch andere Serviceleistungen.
Ganz ohne einen solchen Reiseanbieter würden wir Dir die Verschiffungsorganisation nicht empfehlen. Denn einerseits erfordert es einiges an Wissen und Zeit, um alle nötigen Unterlagen einzureichen und anzufordern, und zweitens kann es auch recht teuer werden, falls man sich vor Ort im Zielland für einen unseriösen Agenten entscheidet.
Die ersten Schritte für Deine Verschiffung
Nach einer kurzen Anfrage per Mail über unsere Reisewünsche, haben wir sehr schnell eine ausführliche Antwort mit den Anweisungen für den Ablauf und vor allen Dingen mit den Daten für die möglichen Abfahrt erhalten.
Gleich noch das Interessanteste vorweg: Für unseren T4 Syncro haben wir 1990€ an Caravan Shippers bezahlt und für die Agentur vor Ort, inkl. der Gebühren im Hafen und der Bank haben wir umgerechnet ca. 700€ ausgegeben. Den Preis für die Größe Deines Campers erfährst Du bei einer ersten Anfrage direkt, die Preise variieren sicher nicht sehr stark. Ganz genau können wir das allerdings nicht sagen.
Nächster Schritt: Du musst Dich für ein festes Datum entscheiden, damit das Reisebüro Deinen Camper entsprechend für diese Überfahrt anmelden und den Frachtraum für Dich reservieren kann. Dafür wird Dein Pass und der KFZ Schein benötigt.
Wenn Du Dir ein Datum ausgesucht oder den Empfehlungen gefolgt bist, dann erhältst Du eine Buchungsbestätigung mit all den Anweisungen im Hafen der Verschiffung.
Muss ich die Verschiffung nach Amerika lange im Voraus planen?
Du musst in keinem Fall Monate im Voraus planen. Die Schiffe fahren so oft, da wird sicher immer ein Platz für Deinen Camper frei sein. Was uns dazu bewegte, bei Caravan Shippers zu buchen, war unter anderem die kostenlose Stornierung oder Umbuchen auf ein anderes Datum bis kurz vor der Verladung. Die Rechnung bekommst Du, sobald Dein Camper den festen Boden verlassen hat.
Verschiffung ab Bremerhaven
Caravan Shippers bietet im Hamburger Hafen eine persönliche Betreuung an. Unser Bulli wurde von Bremerhaven verschifft, deswegen können wir Dir darüber keine Auskunft geben. Der Camper muss circa fünf Tage vor Abfahrt des Schiffes im Hafen abgegeben werden.
Der Hafen ist natürlich riesig. Aber die Beschreibung von Caravan Shippers ist gut, bebildert und ausführlich. Wenn Du die genaue Anschrift bei Googel Maps eingibst, wirst du auch genau zum richtigen Gebäude geleitet.
Anschließend parkst Du Deinen Camper zwischen richtig vielen LKWs. Die Anmeldung befindet sich im rechten Gebäude. Aufgrund der Corona Maßnahmen wurde vor dem Gebäude ein Zelt aufgestellt, damit der Abstand gewährleistet bleibt. Wir haben das Zelt übersehen und sind direkt ins Gebäude gestürmt und gleich wieder heraus gebeten, denn wir haben die Warteschlange übersprungen.
Glücklicherweise waren die Mitarbeiter überaus freundlich, nachdem wir uns in die Liste eingetragen hatten. Je nach LKW-Aufkommen kann die Wartezeit gerne ein paar Stunden betragen. Doch da wir nicht beruflich, sondern privat einchecken wollten, mussten wir gerade mal 20 Minuten warten. Die Berufskraftfahrer haben es uns glücklicherweise nicht übel genommen.
Du bekommst kurz vor dem Datum der Verschiffung noch die wichtige BHT Nummer (in Hamburg ist es ein anderes Kürzel) vom Reisebüro mitgeteilt. Ohne diese Nummer, brauchst Du gar nicht erst versuchen, Dein Auto im Hafen abzugeben. Bei uns hat sich schon ein wenig Angstschweiß auf der Stirn gebildet, da wir die Nummer erst 12 Stunden vor Abgabe übermittelt bekamen. Denn unser Flug an diesem Tag war schon gebucht. Ansonsten benötigst Du noch die Buchungsbestätigung, den KFZ Schein sowie Deinen Reisepass. Nach der erfolgreichen Anmeldung darfst Du mit Deinem Camper in den abgesperrten Bereich des BLG Autoterminal einfahren.
In diesem Autoterminal gibt es nochmals einen abgeschlossen Bereich, wo die Camper geparkt werden. Dort musst Du Deine letzten Sachen ausräumen und den Schlüssel übergeben. Du kannst mit dem Mitarbeiter die Siegel für die Türen anbringen, welche geschlossen bleiben sollen. Bei uns hat es leider in Strömen geregnet, sodass die Aufkleber nicht gehalten hätten. So haben wir unseren Camper dann doch mit einem etwas mulmigen Gefühl verlassen. Der Mitarbeiter fährt Dich anschließend noch zum Ausgang – das wars.
Das Hafengelände wird vom Zoll bewacht. Theoretisch könntest Du etwas schmuggeln. Also kann es sein, dass Du angehalten wirst, wenn Du das Hafengelände wieder verlässt. So war es bei uns. Erstmal große Verwunderung und die Uhr des Taxameters lief ja auch schön weiter.
Aber dem netten Zollbeamten ist dann noch eingefallen, dass wir vor circa zwei Stunden mit einem weißen T4 gekommen sind. Und da wir nun mit dem Taxi wieder wegfahren, konnte er sich denken warum. Er wünschte uns eine gute Reise und es ging zügig weiter.
Ab jetzt musst Du vertrauen und hoffen, dass alles so bleibt, wie Du es verlassen hast. Dein Camper wird von irgendjemanden auf das Schiff gefahren, bleibt circa drei Wochen auf dem Schiff, auf welchem die Mitarbeiter stets Zutritt zur Fahrertür des Autos haben und wird am Ende wieder von irgendjemand vom Schiff runter gefahren. Wir haben von vielen Geschichten im Internet gelesen, die uns in eine sehr besorgniserregende Stimmung versetzt haben. Wir haben versucht, wirklich alle wertvollen und elektronischen Geräte in unseren Koffern für den Flug zu verstauen. Dennoch gibt es immer noch genügend Dinge, die in Mexiko erst einmal schwer zu ersetzen wären. Caravan Shippers hat uns dann ein wenig Hoffnung gespendet: auf der Mexiko-Route würden wohl die wenigsten Diebstähle passieren.
Die Zeit des Wartens
Du hast die Möglichkeit, dass Schiff per Satellit zu verfolgen: Bei Google einfach nach dem Namen des Schiffes suchen und Du weißt immer, wo Dein Camper gerade ist.
Und so hatten wir auch bemerkt, dass das Schiff nicht pünktlich startete. Ein heftiges Sturmtief zog über Norddeutschland, zudem gab es eine Demo im Hamburger Hafen die ebenfalls Auswirkungen auf die anderen Häfen hatte. Es kam zu mehr als einer Woche Verspätung. Eine weitere Konsequenz der Verspätung: das Schiff steuerte Veracruz nicht mehr direkt an, sondern hielt noch mehrere Tage in Belgien und später in Texas. Schlussendlich haben wir sechs Wochen auf unseren Camper gewartet, statt den geplanten vier Wochen.
Ankunft in Veracruz – Mexiko
Also endlich ist es soweit: Du siehst per Satellit, dass Dein Camper im Hafen steht.
In Deinem Zielhafen nimmst Du ein paar Tage bevor das Schiff im Hafen landet, Kontakt mit der Agentur auf, mit welcher Dein Reiseanbieter zusammenarbeitet. In unserem Fall war es die „Rodall Osegura“, die bei unserer ersten Kontaktaufnahme schon alle nötigen Informationen von Caravan Shippers erhalten hatte. Die Mitarbeiter dort, begleiten den gesamten Importvorgang bzw. gehen alle nötigen Wege mit Dir gemeinsam. Dies ist nicht ganz einfach und hat bei uns gut eine Woche in Anspruch genommen.
Im folgenden können wir nur von dem Ablauf in Veracruz berichten. Von anderen Reisenden wissen wir beispielsweise, dass der Ablauf in Halifax nicht so langwierig ist.
Die Fotos sind im Hafen von Veracruz entstanden. Obwohl wir versucht haben viel in unseren Koffern zu transportieren, so waren am Ende die Schränke doch voll. Wir haben auch einige Lebensmittel transportiert, dafür hat sich auch niemand interessiert.
Ein Tag vor Ankunft des Schiffes haben wir einen ersten Termin bei der Agentur erhalten, der zwei Tage später stattfand. Bei diesem Kennenlerngespräch haben wir lediglich eine Vollmacht unterschrieben, damit die die Agentur den Importprozess für uns erledigen kann.
Am Tag darauf sind wir mit einem Mitarbeiter der Agentur zu einer mexikanischen Bank gefahren. Dort sollte unser Camper seine eigene „Aufenthaltsgenehmigung“ erhalten. Die meisten Wohnmobile erhalten standardmäßig 10 Jahre in Mexiko.
Die Mitarbeiterin der Bank hatte starke Schwierigkeiten sich auf dem deutschen KFZ Schein zurechtzufinden. Und dann die plötzlich Überraschung: wir haben den Camper wohl manipuliert und es sei kein echter Camper. Nach einer halben Stunde in der Warteschlange und eine ganze Stunde am Schalter, der Begutachtung unseres Instagram-Kanals (Bilder vom Auto) und einem langen Gespräch mit einem Hafenmitarbeiter, erhielten wir dann doch auch die „Permit“ für ganze 10 Jahre.
Dieser Beleg musste nun auch im Hafen vorgelegt werden. Doch auch das dauerte mit eingeschlossenen Wochenende weitere 3 Tage. Exakt eine Woche nach Einlaufen des Schiffes hatte Christian den lang ersehnten Termin beim Zoll bekommen.
Er sollte mit festen Schuhwerk und langen Hosen zum Hafen kommen. Dort ist er, wie es an Grenzen auch üblich sein kann, mit einer Zollbeamtin und einen Drogenspürhund durch unseren Camper gegangen. Die meisten Dinge konnten aber Gott sei Dank in den Schränken verbleiben.
Aber auch jetzt durfte Christian ihn nicht direkt mitnehmen. Erst am Abend bekamen wir von der Agentur Bescheid, dass er nun endlich aus dem Hafen darf. Auch bei diesem Termin musste Christian, der Halter des Fahrzeugs, wieder alleine hin und unseren BeeGee abholen. Auch diese Angelegenheit, kann je nach LKW-Aufkommen, laut der Agentur bis zu 5 Stunden dauern, da noch zwei Kontrollschranken passiert werden müssen. Christian hatte mit knapp einer Stunde wohl verhältnismäßig viel Glück gehabt 🙂
Achso, fast vergessen: nicht eine Sache hat gefehlt, keine Spuren von irgendwelchem unbefugten Eindringen. Alle Siegel waren an ihrem Platz. Einfach großartig. Und dass wir diese Info fast vergessen hätten zu erwähnen, macht noch einmal deutlich, dass nur die tragischen Ereignisse erzählt und weitergegeben werden. Und eben nicht die Dinge, die auch mal gut klappen 😉 Also nur Mut bei Deiner Verschiffung!
Ablauf im Hafen von Veracruz:
1. Termin um die Agentur (Firma Rodall Osegura S.A.) zu beauftragen
2. Termin bei der Bank, um die Permit zu erhalten
3. Die Permit muss zum Hafen
4. Termin beim Zoll
5. Ausfuhr aus dem Hafen
Wir hoffen wir konnten Dir mit diesem Beitrag einen Einblick geben, wie so eine Auto-Verschiffung von Deutschland nach Mexiko ablaufen kann.
Wenn Du weitere Fragen hast, dann stelle sie gern in den Kommentaren, dann können sie alle lesen. Vielen Dank und schöne Reisen
Maria & Christian